Botulismus beim Hund – die unbekannte Gefahr

Botulismus beim Hund – die unbekannte Gefahr

Gelenkprobleme Du liest Botulismus beim Hund – die unbekannte Gefahr 6 Minuten Weiter Getreide im Hundefutter - gesund oder nicht?


Mai 2022

Botulismus ist eine Erkrankung, die in der breiten Bevölkerung weitestgehend unbekannt ist. Botulismus ist selten, kann aber schnell zu lebensbedrohlichen Situationen führen – vor allem dann, wenn die Symptome nicht rechtzeitig erkannt werden. Aber was ist Botulismus eigentlich und was muss ich als Tierbesitzer darüber wissen?

Was ist Botulismus?

Betreffen kann diese Erkrankung viele verschiedene Tierarten, auch uns Menschen und unsere Haustiere. Botulismus wird durch eine Vergiftung verursacht. Ursache ist Botulinumtoxin, das von einem Bakterium, Clostridium botulinum, gebildet wird. Und das ist nicht ohne - es ist das stärkste bekannte Nervengift organischen Ursprungs. Einfach gesagt führt eine Intoxikation zu einer fortschreitenden Lähmung am ganzen Körper, die schlussendlich auch die Atemmuskulatur betrifft und zum Tod durch Ersticken führt. Aber dazu später mehr.

Viel bekannter ist Botulinumtoxin unter einem anderen Namen: Botox. In der Humanmedizin setzen Schönheitschirurgen es ein, um Falten zu straffen. Sie machen sich hier die Wirkung des Giftes zunutze und lähmen gezielt die Gesichtsmuskulatur, wodurch zum Beispiel die Stirn nicht mehr in Falten gezogen werden kann.

Wie gelangt Botulinumtoxin in den Körper?

Botulismus entsteht dann, wenn Botulinumtoxin mit der Nahrung, anderweitig über den Verdauungstrakt oder auch über eine Wunde aufgenommen wird. Doch wo lauert die Gefahr?

Damit das Toxin sich überhaupt bilden kann, müssen optimale Bedingungen für das Bakterium herrschen. Clostridium botulinum ist anaerob, kann also nicht wachsen, wenn es von Sauerstoff umgeben ist. Optimale Wachstumsbedingungen findet es daher an Orten, an denen unter Luftabschluss organische Prozesse stattfinden und die nicht steril sind. Alle diese Kriterien werden ideal von Kadavern erfüllt – vor allem, wenn diese an für Luft unzugänglichen Orten, wie zum Beispiel teilweise im Wasser, liegen. Die gebildeten Toxine können auch in die anaerobe Umwelt des Kadavers wandern und diese ebenso giftig machen.

Clostridium botulinum hat einen besonders perfiden Trick auf Lager: Es bildet Sporen. Diese Überdauerungsformen der Bakterien können ungünstigsten Umweltbedingungen wie Hitze, Trockenheit standhalten und auch an der Luft bestehen bleiben. Diese Sporen kommen ubiquitär, das heißt überall, vor. Bilden sich plötzlich genau bei einer Spore optimale Bedingungen für das Bakterium keimen diese aus und die Vermehrung und Toxinproduktion beginnt.

Nimmt nun ein Tier die Bakterien mit den Toxinen oder auch nur die Toxine auf, indem es einen Kadaver frisst, belastetes Wasser trinkt oder anderweitig in Kontakt kommt, gelangen die Toxine in den Körper und die fortschreitende Lähmung setzt ein.

Insgesamt sind Fleischfresser weniger anfällig für Botulismus als Pflanzenfresser, da sie, anders als zum Beispiel Pferd oder Rind, im Laufe der Evolution an das in Kontakt kommen mit Kadavern angepasst sind. Trotzdem kann Botulismus auch für Hunde zur Gefahr werden.

Wo kann Botulinumtoxin enthalten sein?

Überall dort, wo gute Wachstumsbedingungen für die Clostridien vorliegen, können auch Toxine enthalten sein. Hier einige Beispiele, die vor allem für Hunde gefährlich sein können:

  • Schon einige Zeit im Wasser liegende Kadaver

  • Wasservögel verenden vergleichsweise häufig an Botulismus. Ihre Kadaver sind daher besonders gefährlich

  • Wasser aus stehenden Pfützen, in denen eine tote Maus oder ähnliches liegt

  • Auf Felder ausgebrachte Gülle oder Mist: Gülle bietet ideale anaerobe Bedingungen und kann Kadaver von Mäusen oder Ratten enthalten. Mit der Gülle wird das Botulinumtoxin auf die Felder ausgebracht. Ein Hund, der Gülle vom Feld frisst oder sich darin rollt und diese dabei aufnimmt oder später vom Fell ableckt, kann an Botulismus erkranken.

  • Kadaver von Mäusen auf frisch gegüllten Feldern

 

Besonders gefährdet sind also Hunde, die gerne alles ablecken und auch mal tote Mäuse oder andere Kadaver fressen. Besonders bei Welpen und Junghunden sollte Acht gegeben werden.


Auch schlecht verschlossene Konserven oder Fehler in der Wurstherstellung können zur Bakterienvermehrung und Bildung von Botulinumtoxin führen. Das ist auch besonders für Menschen gefährlich und ist namensgebend für die seit Jahrhunderten bekannte und mit Fleischprodukten in Verbindung gebrachte Erkrankung: „Botulus“ ist lateinisch für „Wurst“.


Für andere Tiere, vor allem für Pferde und Rinder, lauert die Gefahr des Botulismus vor allem in Silagen. Diese Futtermittel werden unter Folien und somit unter Luftabschluss durch saure Gärung hergestellt. Gelangen beim Mähen Kadaver in die Silagen und ist zudem das Milieu nicht ausreichend sauer, bildet die gärende Silage optimale Wachstumsbedingungen für C. botulinum. Pferd und Rind sind als Pflanzenfresser für Botulismus insgesamt deutlich anfälliger als Hunde.

Was passiert bei Botulismus im Körper?

Botulinumtoxin hat im Körper dramatische Auswirkungen. Ziel des Giftes sind die Stellen im Körper, an die die Bewegungssignale der Nerven an die Muskeln weitergeleitet werden: Die sogenannten motorischen Endplatten. Über Botenstoffe werden an dieser Stelle die Informationen zu auszuführenden Bewegungen von den Nerven an die Muskeln weitergeleitet. Das Botulinumtoxin sperrt die Ausschüttung der Botenstoffe und verhindert so, dass die Informationen zu den Bewegungen an die Muskeln weitergeleitet werden können – Folge ist eine Lähmung. Diese Lähmung beginnt an einzelnen Stellen und betrifft nach und nach immer mehr Muskulatur, bis schließlich der gesamte Körper betroffen ist. Somit erreicht das Toxin letztendlich auch die Atemmuskulatur. Wird diese gelähmt, kommt es zum Tod durch Ersticken.

Wie stark ausgeprägt der Botulismus ist, hängt von der aufgenommenen Menge des Toxins ab.

Wie erkenne ich Botulismus bei meinem Tier?

Die Vergiftung mit Botulinumtoxin zeigt sich nicht so besonders schnell: Die ersten Symptome treten etwa einen Tag nach Aufnahme des Toxins auf und äußern sich als Magen-Darm-Beschwerden mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Einige Zeit später beginnen die Lähmungen. Diese sind für den Besitzer an schwankendem Gang, hinterherziehen von Gliedmaßen und ähnlichem zu erkennen. Besonders typisch für Botulismus ist die fortschreitende Lähmung, die also nur leicht an wenigen Stellen des Körpers beginnt und dann zusehends stärker wird und sich ausbreitet. Nicht nur die Bewegung der Gliedmaßen sind auffällig, auch am Kopf können schon frühzeitig Symptome wie zum Beispiel verstärktes Speicheln, heraushängende Zunge oder auch schielen durch beginnende Lähmung der Augenmuskulatur erkannt werden. Im weiteren Verlauf führt die Vergiftung in vielen Fällen schleichend bis zum Tod durch Lähmung der Atemmuskulatur. 

Was mache ich, wenn mein Hund Botulismus-Symptome zeigt?

Wer Anzeichen von Botulismus erkennt sollte auf jeden Fall schnellstmöglich zum Tierarzt/zur Tierärztin gehen! Wird die Vergiftung frühzeitig erkannt, kann noch gegengesteuert werden und die Behandlung kann Leben retten.

Noch wichtiger ist aber die Prävention, also zu verhindern, dass es überhaupt zur Vergiftung kommt. Als Tierhalter oder Tierhalterin sollte darauf geachtet werden, dass der Hund kein verendetes Wassergeflügel oder Kadaver frisst und nicht aus Pfützen mit Kadavern trinkt. Um Gülle als weitere große Gefahr zu vermeiden, sollten Hunde im Frühjahr daran gehindert werden, auf frisch gegüllten Feldern zu toben und vor allem, diese zu fressen. 

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